Glühweinwanderung 2014
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17. geführte Glühweinwanderung

am 12.01.2014 nach Lindenberg und Nonnental Motto: Das Lehen der Lindenburg unter der Herrschaft der Ritter von Hirschhorn, insbesondere der östliche Hirschhorner Herrschaftswald („Burgwald“), das Nonnental und die Cyriakuskapelle (ehem. Lindenburg)


1. Station:
Westlich des Dörrentals, gemeinsame Gemarkungsgrenze Lambrecht/Lindenberg, vor 1839
gemeinsame Grenze zwischen Grevenhausen und der Herrschaft Hirschhorn als dem auf das Rittergeschlecht,
mit Stammsitz auf Burg Hirschhorn im Neckartal, zurückgehenden Lehensbesitz an der
ehemaligen Lindenburg. An dieser Westgrenze des ehemaligen westlichen Hirschhorner Herrschaftswaldes
Grenzstein mit „GH“ für Grevenhausen (Westseite) und „Hirschstange“ und „BS“ (und wohl versteckt im
Grund „1775“) für Hirschhorn/Bistum Speyer (Ostseite).

2. Station: Lambrechter Straße 58, Hirschhorner Grenzstein Nr. 109, belegt mit seinen „Hirschhorner
Grenzzeichen“ an der Südseite, daß die Südspitze des westlichen Hirschhorner Herrschaftswaldes durch den
Bau der „Ludwigsbahn“ 1849 abgetrennt wurde. Der im Hang des Gerbersbergs stehende „Loblochstein“
erinnert an den Walderwerb von 1841, durch den die Gemeinde Lobloch in den Besitz des ehemaligen
westlichen Hirschhorner Herrschaftswaldes gelangte (war bereits Thema der Glühweinwanderung 2008).

3. Station: Sog. „Teufelsschleife“, alte „Schleife“ (Rinne) im Hang des Vorderen Langenbergs vom sog.
„Schwalbeneck“ herab ins Lindenberger Tal zum „Schleifen“ (/Ziehen) etwa von Starkholz (bis zur
Stammstärke). In der Wortverbindung mit „Teufel“ nach früherem Aberglaube und früherer religiöser
Vorstellung ein Ort, wo der Teufel einst eine Schmach erlitt und diesen darum nie mehr wieder aufsucht.
Danach ist die „Teufelsschleife“ ein garantiert „teufelsfreier“ Ort!

4. Station: Nonnental, Enklave an der östlichen Gemarkungsgrenze von Lindenberg, Name ursprünglich
„Wundental“ (1670), dann „Nunnental“ und schließlich „Nonnental“ (trotz Sage um ehemaliges Nonnenkloster
kein klerikaler Hintergrund für Nomenklatur!). Name von „Nunne“/“Nonne“ für beschnittenes
weibliches Schwein zur Zeit der Waldweide (Beschneidung zur Vermeidung von Kreuzungen zwischen
domestizierten und wilden Schweinen!). Eine Schweinezucht wurde wohl im ehemals nahen „Neuhäusel“
(bäuerlicher Aussiedlerhof) betrieben, die Waldweide auf dem sog. „Schwalbeneck“ nördlich über dem
Nonnental (Verbindung über eine alte „Hirschhorner Steige“!). Vom „Schwalbeneck“, ab der Grenzmarke
„Schwalbenstein“ (1516), zog die Ostgrenze des ehemals östlichen Hirschhorner Herrschaftswaldes, der
„Burgwald“ um die ehemalige Lindenburg, einst zum Nonnental herab.

Dort vorfindbare Grenzsteine: „CHR“ für „Churpfälzisches Holzrecht“ für den 1755 eingerichteten sog.
„Ausgesteinten Wald“, „G“ und „Gimmedinger Rost/-Rautenrost“ für Gimmeldingen (beide Gimmeldinger
Roste symbolisieren das Martyrium des hl. Laurentius).

5. Station: Gimmeldinger Grenzstein Nr. 116 mit „1577“ (richtig wohl 1545) über dem „Heimatpfad“.
Der 1826 bei der Übernahme des Hirschhorner Burgwaldes durch Gimmeldingen umgearbeitete Grenzstein
stellt das älteste noch vorhandene Relikt eines Hirschhorner Grenzsteins dar. Nach seiner Jahreszahl (1545
und nicht 1577) scheint er in direktem Bezug zu einer alten Hirschhorner Grenze von 1545 gestanden zu
haben, die vom Lindenberger Neutal Richtung Nonnental zog.

5 Numerierte Grenzsteine: Die am und unterhalb des „Heimatpfades“ mit 15 bis 19 numerierten Grenzsteine
stellen wohl Ersatzsteine für ehemalige Hirschhorner Grenzsteine dar, die Opfer des Bahnbaus von 1849
geworden sein könnten.

6. Station: Der Gimmeldinger Grenzstein am Anfang des Weinbietwegs, Nachfolger des „Anfangssteins“ der
einst hier beginnenden alten Hirschhorner Grenze von 1545 Richtung Nonnental (siehe zuvor). Im Nordhang
des Neutals erster noch original vorhandener Hirschhorner Grenzstein mit der Nummer 26.

7. Station: Die ehem. Lindenburg und die Cyriakuskapelle. Die auf dem „Kirchberg“ sich einst erhobene
Lindenburg wurde wohl vor dem Jahr 1100 als salischer Verwaltungs- und Jagdsitz errichtet. 1104 wurde sie
von Bischof Johann I.(Salier) dem Hochstift Speyer vermacht. Lehensherren waren: 1220 Diemar von
Lindenburg, Ende 13. Jh. die Herren von Frankenstein, um 1340 Conrad(t) Schenk zu Erbach. Letzterer
verkaufte die Burg 1353 (rechtswidrig) an Engelhard von Hirschhorn, dessen Geschlecht dann ab 1398
(posthum) mit der Lindenburg belehnt wurde, bis zu dessen Aussterben im Jahr 1632.

Lindenberg entstand wohl zeitlich mit dem Bau der Burg als Burgsiedlung und wird 1398 erstmals
beurkundet („Lyndenberg“). Über das Schicksal seiner Burg existieren nur wenige Hinweise. Einiges deutet
darauf hin, daß die Burg bereits zwischen 1364 und 1422 weitestgehend zerstört wurde. Weitere
Beeinträchtigungen dürften ihr der Bauernkrieg (1525) und ganz gewiß der 30-Jährige Krieg (1618-1648)
eingetragen haben. Was dann noch als spärliche Rudera der einstigen Veste übrig war, fiel 1689 der
Zerstörung durch französische Truppen unter General Melac anheim.

Von der einstigen Burg existieren nur noch dürftige Reste, so der Halsgraben, Gesimssteine und Quader mit
„Bohlennuten“, vielleicht die Überbleibsel einer Zisterne. Weitere Reste wurden für die Errichtung der
Cyriakuskapelle verwendet oder vom Steinbruch unterhalb der Kapelle „verschlungen“.

An die so nahezu spurlos abgegangene Lindenburg erinnert heute die in ihrem ehemaligen Halsgraben
errichtete und St. Cyriakus geweihte Kapelle. Sie wurde, nach der Jahreszahl an der nördlichen Laibung
ihres Portals, 1550(/56) als Neubau aufgeführt, unter Verwendung älteren Baumaterials, dabei eine 1286
bereits bezeugte Burgkapelle sowie für 1543 aufgeführte ältere Cyriakuskapelle ablösend. Sie ist heute der
Ort eines regional bedeutenden Wallfahrtsfestes zur Verehrung des hl. Cyriakus (am 8. August oder Sonntag
danach). Um diesen sowie seine Kapelle ranken eine Anzahl Sagen und Legenden.

Die Hirschhorner Ritter: Auf den letzten seines Geschlechts, Friedrich von Hirschhorn, soll der Fluch
gelegen haben, daß er ohne Nachkommen sterben solle. Dieser Fluch geht auf einen Vorfall im Jahr 1600
zurück, als Friedrich wohl bei einem „Scherzduell“ auf dem Marktplatz von Heidelberg seinen Freund
Johann von Handschuchsheim am Oberschenkel leicht verletzt haben soll. Wegen vermutlich schlechter
Versorgung der Wunde, starb Johann dann einige Tage danach, worauf die Mutter Johanns besagten Fluch
gegenüber Friedrich ausgesprochen haben soll. Und so starb Friedrich am 22. September 1632 ohne
leiblichen Nachfolger, da alle seine Kinder bereits vor ihm verstorben waren.

Allgemein ist anzuführen, daß das Rittergeschlecht mit Stammsitz auf Burg Hirschhorn im Neckartal in
treuen Diensten des Kurfürsten stand und so vor allem durch Ämter am kurpfälzischen Hof finanziell gut
ausgestattet war. Zwischen Alzey im Norden und Speyer im Süden besaß es mehrere Lehensgüter, unter
denen das Lehen der Lindenburg mit seinen beiden Herrschaftswäldern, den Herrschaftsmittelpunkt bildete.
Sein primärer Zweck bestand darin, im territorialen Ausgreifen auf die linke Rheinseite, die herausragende
Stellung der Hirschhorner Ritter in den führenden Kreisen des pfälzischen Adels zu festigen. Mit ihrem
Herrschaftszeichen, der in heraldischem Rot gehaltenen Hirschstange im Ortswappen, bewahrt die Gemeinde
Lindenberg die Erinnerung an das Geschlecht der Hirschhorner Ritter, das einen Großteil ihrer
Ortsgeschichte so maßgeblich prägte.

8. Station: Jäger-/Forsthaus von 1747 (Hauptstraße 89) mit Wappen des Kardinals und Fürstbischofs Franz
Christoph von Hutten Freiherr zu Stolzenberg. Forsthaus zum Schutz des Deidesheimer Hinterwaldes (vor
allem vor Waldfrevel) und des Holztransports (über „Alte Schanze“, alter Forst- und Mauerweg und über den
Lindenberger Talweg) erbaut. Das Wappen seines Erbauers in „Rocaille-Form“ stellt eigentlich ein Ensemble
aus drei Wappen dar: Fürstbistum Speyer, Probstei Weißenburg und Stammwappen von Hutten. Wovon auch
ein farbiges Pendant in Lambrecht (kath. Kirche) existiert.

Ausführlichere Beiträge anstelle dieser Kurzfassung bzgl. der Themen dieser Glühweinwanderung finden
sich auf meiner Homepage unter www.geraldlehmann-lindenbergpfalz.de

Gerald Lehmann
Joppenholzstraße 6
67473 Lindenberg
E-Mail gerald-lehmann@online.de